Großes Interview – Eloas Mín Barden
Jens Eloas Lachenmayr Alias Eloas Mín Barden im Interview 2019
Mit seinem neuen Ensemble hat Lachenmayr die Ära seiner damaligen Bodensee-Band nun endgültig hinter sich gelassen.
Das es dazu kam, war sicher nicht allein sein Verdienst,, war der Bodensee-Liedermacher doch lange noch nostalgisch verhaftet, wie sein Publikum auch, der alten neunköpfigen Truppe hinterher zu weinen.
So veröffentlichte er 2013, als er schon längst mit anderen Musikern auf der Bühne stand noch eine Art musikalischen Nachruf an Simone Freimüller, indem er ein LIVE-Album veröffentlichte, um sie damit besonders zu würdigen.
Jahre arbeitete er sich langsam durch die Vergangenheit hindurch, bis er 2016 endlich dann ein komplett neues Album veröffentlichen konnte: „Die Blaue Blume“, – das bisher reifste Werk seines nunmehr zwanzig jährigen Schaffens.
Mit dem Lied „Pilgerreise Immergrün“ fasste er seinen bisherigen Schaffenszyklus meisterhaft zusammen: ein 15 minütiges opulentes mystisches bilderreiches Werk ist ihm da gelungen – der Hörer wird klanglich und lyrisch vom ersten Moment mitgenommen auf eine Reise durch zauberhafte Welten und am Ende sanft wieder abgesetzt. Damit endet nicht nur das aus vierzehn einzigartigen Liedern bestehende Album, sondern eigentlich sein ganzes altes Leben.
Direkt nach Fertigstellung des Albums wird er mit seiner Familie, und den Tieren von seiner eigenen Waldwiese vertrieben, auf der er mit den beiden Zirkuswagen, der mongolischen Jurte und dem Kompostklohäuschen siedelte. „Unerlaubtes Wohnen außerhalb der ausgewiesenen Wohngebiete“, war die Begründung.
Für Lachenmayr war es die Vertreibung aus dem Paradies.
Während er mit seiner Familie und hochschwangeren Frau im Winter wie Maria & Josef nach einer neuen Bleibe suchte, machte sich sein bester Freund und langjährige Mitmusiker und Perkussionist Jörg Holik daran, eine neue Band zusammenzustellen.
Während der Barde seiner Frau Immergrün in der Abgeschiedenheit eines kleinen Tales im Zirkuswagen half, das Kind zur Welt zu bringen, probte Holik mit der Band und als Lachenmayr dann auf einer Konzertreise erstmals auf seine neue Band traf, war es auch dort wie die Geburt eines neuen Kindes.
Erst jetzt konnte sich der Liedermacher auf das Neue einlassen. Es ist mit einem Satz einer tiefen Freundschaft zu verdanken – der Freundschaft mit seinem Perkussionisten Jörg Holik. So ist auch eines der Lieder im aktuellen Bühnen-Programm „Ode an die Freundschaft“ mit an ihn gerichtet.
Als ich nach Besuch des Jubiläumskonzertes eine Konzertbesucherin ansprach, wie es ihr gefallen hat, gab sie folgendes zur Antwort: „ich dachte, dass das Album „Die Blaue Blume“ nicht mehr zu „TOPen“ wäre, aber als die heute „Den Clown“ uraufgeführt haben, da sind mir buchstäblich die Tränen in die Augen geschoßen….“
Das Lied der Clown geht wiederum auf Jörg Holik seine Initiative zurück. Er sagte, er habe sich immer darüber aufgeregt, was für ein Bild in der Öffentlichkeit über den doch eher zart besaiteten Liedermacher herrsche, welches wohl durch seine politische Arbeit auch noch genährt wurde. Es gäbe aber auch noch eine ganz andere Seite dieses Künstlers und die wollte er hervorlocken, indem er eine Melodie geschrieben und Lachenmayr auf die Textzeile „Ich bin ein Clown doch meine Tränen siehst du nicht“ gebeten habe ein Lied zu schreiben. Was dabei herausgekommen ist, hat uns alle überrascht so der Schlagzeuger.
Auf die Frage nach seinem politischen Engagement betont Lachenmayr selbst, dass er ,wie er sagt: „klarstellen möchte, dass ich zu keiner Zeit politisch tätig war, sondern meine Lieder lediglich in den Kontext eines sozialen Kunstwerks gestellt habe – ich konnte mich nie mit der parlamentarischen Demokratie anfreunden – ich bin auf der Seite der Freiheit, auf der Seite der direkten Demokratie durch direkte Volksabstimmungen. Das ist die Musik eines Schillers und eines Goethes – Da komme ich her. Oder würdest Du Schiller als politischen Dichter bezeichnen wollen“ – er lacht.
Ich treffe den Liedermacher in einem Cafe in Augsburg. Das Restaurant ist ein wenig nostalgisch eingerichtet. Lachenmayr erwähnt, dass es von einem damaligen Klassenkamerad betrieben wird. Ein Bio-Cafe – selbstverständlich ! Das ist zentraler Dreh und Angelpunkt für ihn seit seiner Jugend. Seinen ökologischen Fußabdruck verantwortungsvoll selbst zu bestimmen. Er kauft kein neues Auto mehr, fährt seines bis es nicht mehr reparabel ist – ein Volvo mit Gas-Tank. Bio isst er schon seit seiner Kindheit. Vegetarier wurde er nach einem Film über die Regenwald-Abholzung durch Mc Donalds für Buletten. Er macht kein großes Aufhebens darum. repariert alles was möglich ist selbst. Von der Co2 Steuer hält er nichts, weil sich, wie er sagt: „nichts ändern wird, solange wir nur alles verbrauchen, anstatt uns auf die guten alten wie top aktuellen „Made in Germany“ – Werte zu besinnen.“ Und: „Da hilft es auch nichts, wenn die Jungen auf die Alten schimpfen, weil wir alle im selben System gefangen sind. Wir müssen dieses System hinter uns lassen und wieder in selbstbestimmte dezentrale Strukturen hineinwachsen. Das ist unsere einzige Chance zum überleben auf diesem Planeten. – Es gibt keine globalen Lösungen, nur an jede Region individuell angepasste Lösungs – Möglichkeiten, ausgehend von selbstbestimmten Menschen, die sich in kommunalen Verbänden zusammenschließen. Es gibt eine bestimmte Größe einer Gemeinschaft, die es nicht zu überschreiten gilt – sonst wird es ungesund. Mit unserem Globalisierungs-wahn sind wir davon allerdings weit entfernt.“
Der Mann hat sich in Rage geredet. Ich frage ihn ob wir noch ein wenig über Musik reden wollen – Zukunftsmusik. Er blinzelt über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg, fühlt sich ertappt. Doch politisch ? „Nein ganz und gar nicht“ – sagt er: „Ein Mensch – ein Paar – eine Familie – eine Kommune – eine Region – ein Land – das ist alles ein soziales Kunstwerk – ein Freiheitsimpuls. Politik, das ist Wirtschaftslobbyismus – das Gegenteil von Freiheit !“
Gut! wir wechseln das Thema. Ich frage ihn, was für die zweite Halbzeit des Jubiläumsjahres ansteht. Gibt es Pläne ? „Oh ja – wir machen 2020 ein neues Album. Das wird großartig, weil die neue Band so viele schöne neue musikalische Impulse ermöglicht. Die Musiker und Musikerinnen sind alle tolle Leute und wir haben ein ganz besonderes Zusammenspiel. Die Arrangements entstehen gemeinsam und immer wieder hat jemand eine klasse Idee und so entsteht was Neues.
Im Laufe des nächsten Jahres werden wir schon manchen Einblick geben, bis das Album dann gegen Ende des Jahres erscheinen wird.“
Lohnt es sich eigentlich noch physische Musik zu veröffentlichen – Heute streamen doch alle nur noch und haben zum Teil gar keine Abspielgeräte mehr ?
Nun, dass ist in der Tat ein wunder Punkt ! Die digitale Welt versucht natürlich immer nur die Konzernmusiker zu berücksichtigen auf ihren Portalen. Spotify beispielsweise zahlt Pro Musikstream 0.01 cent an den freischaffenden Musiker aus. das ist 1 cent bei 100 Downloads. Bei 1 Millionen Streams habe ich dann 100 Euro zusammen. Das ist unverschämt, weil ich das aus freien Stücken nie erreichen werde! Deshalb habe ich meine CD nicht aufgegeben und biete alternativ Downloads und Musik auf USB-Speichersticks auf meiner eigenen Netzseite im eigenen Shop an. Das Streaming biete ich nur über Soundcloud und youtube über meine Videos an, verdiene damit aber keinen cent. Es sei denn dass Menschen den Willen aufbringen auf meiner Netzseite über Paypal eine Spende abzulassen. Ich bin mehr oder weniger verzweifelt über die Entwicklung, die sich ja über die zurückgegangenen CD-Verkäufe eindeutig aufzeigen lassen. Vielleicht kann ich ja mit anderen freischaffenden Musikern ein Netzwerk aufbauen, dass wir uns einen eigenen Streaming-dienst aufbauen können. Das ist aber noch Zukunfsmusik. Deshalb ist das LIVE spielen für mich so entscheidend.
Du wirst demnächst noch ein Doppel-LIVE-Album mit Bonus DVD vom Jubiläumskonzert im Augsburger Parktheater veröffentlichen. Wird es das auch bei youtube geben ?
Ja und Nein. Ich werde eine wunderschöne Dose herausgeben, wo das ganze sehr ansprechend verpackt sein wird. Parallel werde ich das ganze bei mir im Download und als USB – Stick anbieten. Bei Youtube werde ich nur ein paar appetitliche Häppchen veröffentlichen, um auf das wunderschöne Album aufmerksam zu machen. Es ist ein professioneller 24 Spur Mitschnitt der im Studio aufwändig nachbearbeitet wurde und auch die DVD kann sich mit tollen Kameraeinstellungen sehen und hören lassen.
Und wann kann man Euch LIVE wieder hören ?
Im Jahr 2020 geht unser Jubiläumsjahr weiter mit etlichen Wohnzimmerkonzerten. Da fahre ich mit Jörg meistens durch ganz Deutschland und wir verzaubern unseren Konzertbesuchern die Wohnzimmer. Dann aber wollen wir im Frühling noch einige Bandkonzerte in Deutschland spielen und im Sommer dann auf einigen Festivals.
Als Höhepunkt möchte ich das 15. Fest der Bäume wieder zurück nach Überlingen holen. Dafür brauche ich ein Budget, um es wirklich so zu feiern, wie es eigentlich gedacht ist“
Wie ist es denn gedacht ?
„Wir wollen auch andere Bands einladen dabei zu sein. es sollen kompetente Menschen eingeladen werden, die uns aufzeigen wie wir unsere alten Bäume erhalten können und gleichzeitig Holz für den Verbrauch zur Verfügung stellen können. Es gibt da einige außergewöhnliche Förster in Deutschland, die uns das vormachen. Wir wollen mit dem Fest der Bäume die Liebe zu unseren Bäumen, zu unseren Wäldern fördern, die unsere Kulturlandschaft ausmacht. Und wir wollen unsere Musik auf dem Fest der Bäume so klingen lassen, wie sie gedacht ist. Dafür braucht es Budget, denn ich kann das nicht länger alles aus meiner eigenen Tasche finanzieren.”
Lachenmayr wirkt auf einmal müde. Liegt es daran, dass er nach zwanzig Jahren an seinem eigenen Kampf für das Gute in der Welt scheitert ? Ich spreche ihn darauf an.
„Nun, ich glaube wirklich, dass ich viele Jahre doch stark gekämpft habe. Es war für mich ein guter Kampf. Es war kein äußerlicher Kampf, sondern ein geistiger. Und doch war er nie aus einer Friedlosigkeit geführt, sondern aus der Klarheit meines buddhistisch-keltisch-christlichen Weges heraus motiviert. Und selbstverständlich ist jedes Lied von mir selbst durchlitten und durchlebt. Es war der Kampf eines Ritters, der sich für die Schwachen, Ausgegrenzten und Unterdrückten eingesetzt hat. Bis, ja – bis ich selbst einer von diesen wurde. Es war traumatisch diese Flucht und Vertreibung erleben zu müssen. Aber es hat mich am Ende in eine ganz neue Wachheit geführt und in eine ganz neue Selbstverantwortung. Ich spürte plötzlich – ich kann mich auf das gegenwärtige Rechts und Sicherheitssystem in diesem Land nicht mehr verlassen. Ich muss mich auf meine eigenen Füße stellen. Das hat mich mehr und mehr befreit. Nichts mehr von Außen zu erwarten, sondern es selbst zu werden – mehr und mehr, was ich mir von dieser Welt ersehne.“
Welche konkreten Handlungen wurden daraus für Dich ?
„Der Umzug nach Irland, meiner bisher zweiten Heimat wo seit 25 Jahren meine Lieder entstehen.“
Das klingt nach einem klaren Schnitt. War das nicht etwas übereilt ?
„Vielleicht, aber wer so klar bestimmte Verhältnisse in diesem Land angesprochen hat, wie ich das lange Zeit getan habe, hat ja dann mit einigen Nachteilen zu kämpfen. Das fing damit an, dass mir Auftrittsorte in Überlingen verwehrt wurden, weil ich bei Strassenkonzerten über die Waffenindustrie am Bodensee gewettert hatte, ging weiter im Unterdrücken meiner Öffentlichkeitsarbeit – meine Plakate wurden permanent abgerissen, die Medien schrieben immer nur über meine „politischen Eskapaden“ und nicht mehr inhaltlich über meine Musik und endete darin, dass mich selbst einige von meinen Zuhörern als zu politisch ansahen, die einen zu links, die anderen zu rechts, wieder andere zu esoterisch, und andere zu un-spirituell“.
(Ich lache) Wie das ? Schließt sich das nicht alles aus ?
„Naja“ antwortet er: „ich glaube, dass das alles eine Sache der Perspektive ist, die der Betrachter einnimmt. Und weil ich bislang keine Berührungsängste hatte, sondern immer nur den Menschen an sich wahrgenommen hatte, habe ich mich in allen gesellschaftlichen Milieus getummelt. Und überall ging es mir um das Menschlich-authentische. Um den Ausgleich der Extreme. Nie um das Ideologische. Da habe ich oft gehörig den Finger in die Wunde gelegt. Da wird man dann oft zur Projektionsfläche der eigenen Unzulänglichkeiten. Und ich selbst bin ja auch nicht frei von Unzulänglichkeiten und dass wird dann natürlich gemessen an meinen Liedern und führt zu Ent-Täuschungen.
Doch meine Lieder sind nichts anderes wie eine Stimmgabel. sie haben den Wunsch die Menschen um mich herum und natürlich mich selbst eingeschlossen wieder einzustimmen auf das aus meiner Sicht wesentliche – auf die Begegnung mit sich selbst und der Welt. Meist zucken wir vor dem Fremden in uns und auch um uns herum zurück, weil wir uns immer nur nach dem Vertrauten, nach der Einheit und dem Einssein sehnen. Doch gerade diesem Fremden wohnt etwas Inne, was uns zu tiefstem Vertraut-Sein führt, wenn wir die Angst davor überwinden. Dann können wir auch in der Fremde Heimat finden, weil wir das gewisse Fremdsein, der Unbeschreiblichkeit unserer eigenen seelischen Tiefen mit Respekt begegnen und dadurch die Heimat in uns selbst entdecken können.“
Nach diesem Monolog sprüht er plötzlich wieder. Wie kommt dieser plötzliche Wandel frage ich ihn ?
Er verweist auf das Lied „Der Clown“ und auf das Liebeslied „Das wahre Leben“ aus der CD „Die blaue Blume“. Dort singt er: „Und nur im Singen finde ich Antwort – finde ich Ruh` oder: „doch sing` ich Dir ein Lied, dann bin ich ICH und ganz bei Dir….“
„Ich glaube an den zutiefst schöpferischen Gehalt der Worte, der Sprache, der Musik“
– sagt er mir als Antwort.
“In der Sprache steckt die gesamte Kultur eines Volkes. wenn der einzelne Mensch sie achtsam, schöpferisch und liebevoll benutzt, so steckt darin sein eigener Wandel und letztlich dann auch der Wandel einer ganzen Gesellschaft darinnen. Wenn die Sprache immer dekadenter wird, immer mehr Fremdworte an Stelle der schöpferischen Muttersprache treten, dann wird die eigene Sprache zur Fremdsprache, die bestenfalls nichts-sagend, schlimmstenfalls zerstörerisch wirkt“.
Beispiel ? – frage ich.
Er schweigt eine Weile – holt Luft – blickt wieder vor sich hin. „Ich möchte recht verstanden sein“ – beginnt er. – Inzwischen sind wir nicht mehr allein ! Andere haben den Liedermacher im Cafe bemerkt und sie hören unserem Gespräch zu, – rücken näher. – Er blickt in die Runde, als er erneut den Faden wieder aufnimmt.
„in einer Zeit, wo Sprachlosigkeit herrscht über so viel menschliche Verwirrung und Irrung, ist es wichtig sich wieder zu besinnen.
Besinnung auf das Wesentliche, was uns einst zusammengeführt, bevor die Sprachverwirrung und die Zerstreuung uns wieder auseinander getrieben hat.“
Plötzlich springt er mit einer Geste auf und rezitiert raumfüllend ein Gedicht:
„Wer der Sprache Sinn versteht, dem enthüllt die Welt Im Bilde sich;
Wer der Sprache Seele hört, dem erschließt die Welt als Wesen sich;
Wer der Sprache Geist erlebt, den beschenkt die Welt mit Weisheitskraft;
Wer die Sprache lieben kann, dem verleiht sie selbst die eigne Macht.
So will ich Herz und Sinn nach Geist und Seele des Wortes wenden;
Und in der Liebe zu ihm mich selber erst ganz empfinden.“
Er setzt sich wieder mit den Worten: „Ein Gedicht von Rudolf Steiner – einem der größten Seher der letzten hundert Jahre“.
Er spricht nun über die Barden, die früher die Botschaften weitergegeben hätten, sowohl die „Gute Kunde“als auch die Kriegsberichterstattung.
Die Barden hätten „seit Alters her“ diese Aufgabe anvertraut bekommen, neben der Weitergabe der alten Lieder und Geschichten und der Dichtung neuer Lieder.
Eine dreizehn jährige inhaltliche wie moralische Ausbildung hätte sie dazu befähigt, neutral, empatisch in klaren Bildern zu sprechen. Die heutigen Medien inklusive Hollywood hätten deren Aufgabe einerseits „an sich gerissen“, und würden andererseits „dieser Aufgabe zum Teil nur sehr unzureichend gerecht“.
„Unsere Sprache spaltet uns“ – sagt er – „weil wir uns der schöpferischen Kraft des Wortes nicht mehr bewusst sind. Diejenigen, die das ganze Dilemma veranstaltet haben, wissen sehr genau, was sie da tun. Lest mal die verschiedenen Zeitungen unter diesem Gesichtspunkt. Es werden immer Feindbilder geschaffen, Begriffe geprägt, die wir unreflektiert übernehmen und auf unsere Zeitgenossen anwenden – egal ob sie den Tatsachen entsprechen oder nicht.“
Er schließt mit den Worten: „wenn ich aber den Sinn der Sprache verstehe, deren Seele hören, ihren Geist erleben kann, dann beginne ich nicht nur die Sprache und deren Ausdruckskraft zu lieben, sondern, dann wende ich mich auch immer mit Respekt und Würde meinem Gegenüber zu und das ist dann echte Friedensarbeit.“
Und dann steht er erneut auf nimmt die Schiller`sche Dichterpose ein, hebt seine Kaffetasse und spricht das Gedicht von Novalis: „Schläft ein Lied in allen Dingen – die da träumen fort und fort – Und die Welt hebt an zu singen – triffst Du nur das Zauberwort“
Danach klatschen alle im Raum und das Interview muss eine Weile pausieren, weil der Dichter – gefeiert werden muss.
Dabei zeigt sich, dass der Barde wirklich das lebt, was er spricht. Auf jeden geht er ein, – geduldig hört er zu, nickt, fragt nach – es ist ihm ein offensichtliches Anliegen, den Menschen wirklich zu begegnen. Ihm, der immer scheu und unsicher wirkt, wenn er einen fremden Raum betritt, feiert den selben Raum, wenn er ihn sich erschlossen hat. „Wer die Sprache lieben kann, dem verleiht sie selbst die eigne Macht“ – trifft in vollem Umfang auf ihn zu !
Nun hat einer noch seinen Gitarrenkoffer entdeckt, der nie fehlen darf. Und so endet das Interview mit einigen Liedern und das Frühstück geht aufs Haus.
Als wir uns danach verabschieden, wirkt er gelöst und entspannt. „nun geht es nach Hause – mein Flieger geht in drei Stunden“ – sagt er. Gibt es noch Konzerte dieses Jahr frage ich ihn ? Er verweist auf das Weihnachts-Benefizkonzert am Bodensee und dazwischen ein paar irische kleine Wohnzimmerkonzerte und viel Meer und Sandspielen mit den Kindern. – Ah, da ist es wieder – ein winziger Hinweis auf sein Privatleben, welches im Interview ein Tabu war.
Jens Eloas Lachenmayr hat vier Kinder und eine ganz besondere Frau – soviel konnte ich in Erfahrung bringen. Mehr klingt in den Liedern durch und der Rest ist einfach Privatsache.
Doch wer seine Lieder hört, der taucht in eine Welt ein, die ihn als direkten Nachfahren der Dichter und Denker der Romantik auszeichnet. Die Bilder, die aus seinen Liedern sprechen sind Echt und führen den Hörer zu sich selbst – ermutigen ihn und rufen in ihm die eigenen Bilder wieder wach – die zu einem eigenen selbstbestimmten Leben führen.
Hier passt noch eine Textzeile aus dem Lied „Die blaue Blume“:
„….Unsre Aufgabe ist, die Bilder die durch eine List den Menschen aus den Herzen gestohl´n
durch Gesang und durch Sprache, sie wieder zu bergen und sie erneut in unsre Herzen zu hol´n……“
In diesem Sinne ist er ein wahrer „Bilder-Berger“, wenn er auch der gleichnamigen Gruppierung sehr kritisch gegenüber steht.
Das Interview führte Wolfgang Weimaringer – Freier Journalist
Augsburg, 26. Oktober 2019