Bardenkurier Juli 2014
- Author: Jens Eloas Lachenmayr
- Posted In: Barden-Tagebuch, Blog
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Liebe Freunde,
es ist wieder so weit. Das Fest der Bäume steht unmittelbar bevor.
Zum 9. Mal organisieren zwei Dutzend Menschen ein Wochenende der Begegnung für Jung und Alt. Im Zentrum stehen wie immer die Bäume und die Musik der Neuen Barden. Dieses Festival gibt uns die Möglichkeit, euch unsere vielfältige Arbeit rund um die bardische Arbeit vorzustellen. Traditionell stellen wir am Fest der Bäume auch immer ein neues Album vor.
Geschichtlich geht das Fest der Bäume aus der Zirkuswagentournee für gentechnikfreie Landwirtschaft rund um den Bodensee hervor. Auftakt war ein Konzert im Überlinger Stadtgarten 2005. Wir sind dann rund um den Bodensee gefahren, haben in Konzerten und Info-Veranstaltungen für den gentechnikfreien Bodensee geworben und unzählige Landwirte dazu gebracht, die freiwillige Selbsterklärung zum Verzicht auf gentechnisch verändertes Saatgut zu unterzeichnen. Dies haben wir dann in unzähligen Konzerten auf ganz Deutschland ausgeweitet.
Auf einigen Fest-der-Bäume-Veranstaltungen ging es uns ganz stark darum, das vom Zinseszins befreite Geld bekannt zu machen. Wir haben dazu ein eigenes Geld-System herausgegeben, den Hagenweiler. Alle Transaktionen wie Essen, Trinken, CDs und Eintritt konnten damit bezahlt werden. Der Hagenweiler konnte nach der Veranstaltung noch für eine gewisse Zeit genutzt werden, um auf den Nachbarbauernhöfen im Hofladen damit einzukaufen. Das hat symbolisch gezeigt, wie durch regional herausgegebene Geldsysteme die regionale Wirtschaft angekurbelt werden kann. Danach sind wir auf Deutschland-Tournee gegangen und haben indirekt an der Gründung von über 30 Regionalgeld-Gruppen mitgewirkt, da wir nach unseren Konzerten am Infostand die Menschen zur Gründung solcher Gruppen motiviert haben.
Zu vielen Themen haben wir Lieder gesungen, die ich eigens dafür komponiert habe. Wir haben viele Netzwerke gebildet, um aus der Informationsflut in konkretes Tun zu kommen. Ob es um Grundeinkommen geht, was wir in unserer sich noch in der Gründungsphase bestehenden Stiftung eine Zeit lang exemplarisch gelebt haben, oder darum, für mehr Demokratie zu werben – es geht uns Barden immer darum, wie in der griechischen Mythologie der Götterbote Hermes oder seit der alten keltischen Zeit eben die Barden, Überbringer von Nachrichten zu sein.
Gleichzeitig sind aber die Lieder selbst der Kern der bardischen Arbeit, weil sie die eigentlichen Informationsträger sind. Sie sollen traditionell Brücken schlagen zwischen der irdischen und der göttlichen Welt. Dies rechtfertigt auch die lange, insgesamt dreizehnjährige Ausbildung zum Barden.
Das Fest der Bäume soll ein Gefühl vermitteln für diese Arbeit und gleichzeitig die Begegnung untereinander und den Informationsaustausch fördern. Einige Vorträge sollen zu eigenen Gedanken anregen.
Im Mittelpunkt stehen wieder die Bäume. Wir wollen mit ihnen feiern.
Dieses Jahr ist das Jahr der Trauben-Eiche. Der Baum, der für die alte deutsche Tugend der Standfestigkeit steht, kann uns erinnern daran worum es in diesen von Kriegen zerrütteten Zeiten gehen kann für uns als Volk.
Biedern wir uns an und machen gemeinsame Sache mit den Kriegstreibern, liefern ihnen obendrein noch Waffen, oder stehen wir hier in Europa standhaft für Frieden ein.
Zur Zeit, scheinen sich die Geister wahrhaft zu scheiden. Während die Bundesregierung sich bei den faschistischen Machthabern in der Ukraine anbiedert, Waffen in Kriegsgebiete liefert und darum kämpft, wieder aktiv ins Kriegsgeschehen involviert zu werden und ebenso der amerikanischen Administration die Stiefel leckt, steht das Volk nun selbst auf und stellt sich entschieden auf die Seite des Friedens. In ganz Deutschland entstehen wie in einem Lauffeuer jede Woche mehr und mehr Mahnwachen für den Frieden. Es sind im ganzen schon über hundert. Wir Barden am Bodensee haben auch schon vier wöchentlich am Montag stattfindende Mahnwachen initiiert. Die Konstanzer Mahnwache betreue ich selbst jeden Montag um 18 Uhr.
Die öffentlichen Medien schreiben über diese Bewegungen wenig bis gar nichts. Es scheint als würden die Barden, die Musiker, die Künstler, Lebenskünstler, Überlebenskünstler, die freien Menschen dieses Landes nun das Ruder selbst in die Hand nehmen um die Verantwortung , die Fähigkeit zu antworten, nun in diesem neuen Friedensprozess ins Spiel zu bringen.
Auf dem diesjährigen Fest der Bäume geht es genau darum.
Wir wollen antworten auf die Hilferufe der durch Kriege heimgesuchten Plätze der Erde. Eine dieser Antworten wird auch die Friedensmenschenkette um den Bodensee sein, die wir am Sonntag nach dem Fest der Bäume initiieren. Um möglichst viel Zeit zu haben für Gespräche, laden wir euch ein, schon am Freitag anzureisen und bis Montag zu bleiben.
Am Samstagabend stellen wir unsere kürzlich erschienene Benefiz-CD “Friedvolle Krieger” vor, ein Album, welches wir im Rahmen der Friedensmahnwachen und des Festes verschenken. Die Idee ist, dass wir dieses Album ja bereits aus der Früchte vergangener Arbeit finanziert haben und es euch nun als Geschenk in die Hände legen. Wer nun den Wert unserer Arbeit erkennt und diese für die Zukunft fördern will, darf uns eine Spende dafür geben.
Das ist die Idee des Grundeinkommens, nur dass wir nicht warten, bis es von außen kommt, sondern die Struktur so schaffen, dass dies möglich wird.
Die Arbeit der Barden steht in der Tradition der Dichter und Denker dieses Landes. Wir arbeiten an einem grundsätzlichen Wertewandel. Der Frieden entsteht in jedem von uns selbst, wenn wir an uns arbeiten. Doch oft leben wir in alten Strukturen, die uns in Zwänge versetzen, die wieder Unfrieden erzeugen.
Damit können wir aufhören. Wir können springen ins Ungewisse und werden damit echtes Neuland betreten.
Das betrifft uns alle.
Man sagt, die Dichter und Denker des Landes waren immer die Vorreiter.
Das mag sein.
Wir spüren manchmal schon im Voraus, was sich anbahnt und werden dann zu unliebsamen Mahnern, während der Fussball-WM beispielsweise. Wir wissen, was sich gerade parallel zur WM abspielt, förmlich mit Brot und Spielen kaschiert wird, und können nicht mehr schweigen.
Es werden unserer immer mehr. Mein Traum ist es, den Dichtern und Denkern des Landes eine eigene künstlerische Plattform zu geben: Das Festival der Barden und Troubadoure. Dafür brauchen wir Unterstützung auf breiter Ebene. Es soll ein Wanderfestival werden.
Ihr seht, wofür wir stehen. Und alles was wir bisher geschaffen haben, ist nur durch unsere bisherigen UnterstützerInnen ermöglicht worden.
Wir haben keine Lobby außer denen, die unsere bisherige Arbeit als wertvoll erkannt haben.
Keine Großveranstalter hatten je an uns Interesse. Die Plattenkonzerne wollten es immer mal versuchen mit uns, aber die Verhandlungen verliefen schon sehr früh im Sand. Wir denken nicht mehr in den alten Strukturen einer auf Zins und ewiges Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsweise. Wir denken und fühlen in die Zukunft und leben im Heute. Das verstört das alte sogegennante Babylon-System.
Wir gehen davon aus, dass in jedem Menschen ein Künstler wohnt und dass die Würde dieses künstlerischen Menschen unantastbar ist. Das ist sein schöpferischer Kern. Egal, was passiert, dieser Kern wird irgendwann in uns erwachen. Im günstigsten Falle dürfen einige von uns den anderen dann Geburtshelfer sein, so dass dies würdig geschehen kann.
Wir sind alle Söhne und Töchter der einen Erde und es ist Zeit, dass wir nun antworten auf die Zerstörung, die das Maß des Erträglichen schon längst überschritten hat.
In diesem Sinne lasst uns zusammenkommen, um uns zu stärken, auszutauschen und am Masterplan zu arbeiten,
Von Herzen, der Barde vom Bodensee
Jens Eloas Lachenmayr
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